Debatten über Kirche und Gesellschaft
JUBILÄUM KKV-Ortsgemeinschaft Oldenburg feiert 125-jähriges Bestehen - Kontroversen sind gewünscht
Am Sonntag wurde das Jubiläum begangen. Bundesvorsitzender Bernd Wehner sprach.
VON PATRICK BUCK
OLDENBURG Zwischen konservativem Weltbild und modernen Antworten: Der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) will mitreden, wenn es um Werte und Moral geht. Die Oldenburger Ortsgemeinschaft tut dies bereits seit 125 Jahren. Das Jubiläum feierten über 60 Mitglieder und Gäste am Sonntag, zunächst mit einem Festhochamt in Heilig Geist mit Pfarrer Jan Kröger, später mit einer Feierstunde im Gasthaus Zum Drögen Hasen.
Ehrung der Jubilare (von links): Der Bundesvorsitzende des KKV, Bernd Wehner, Stephan Lampe (40 Jahre), Anni und Hubertus Schäfer (25 Jahre), Erwin Remmers (40 Jahre) und Gerd Konen (KKV Ortsvorstand). BILD: PATRICK BUCK
Dabei wurde klar, dass es innerhalb des Verbandes unterschiedliche Ansichten gibt. Festredner Bernd Wehner zeichnete als Bundesvorsitzender des KKV eine sehr konservative Leitlinie. Er warb für das christliche Menschenbild der katholischen Kirche, „weil es besser für die Menschen ist“, und zwar auch für die Nicht-Gläubigen. Wehner forderte deutliche Unterstützung für die klassische Ehe und Familie, sprach sich klar gegen Sterbehilfe aus und warnte davor, sich nach dem schnelllebigen Zeitgeist zu richten, auch in der Wirtschaft. So dürfe man „den Sonntag nicht zum Werktag degradieren“. Nicht jedes Mitglied war mit der Meinung des KKV-Vorsitzenden einverstanden. Mancher wünschte mehr moderne Offenheit bei gesellschaftlichen Fragen.
Bei der Oldenburger Ortsgemeinschaft hatte Erste Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler indes „Angebote am Puls der Zeit“ entdeckt, wie sie in ihrem Grußwort mitteilte. Norbert Lodde vom Vorstand des KKV-Diözesanverbandes lobte die Oldenburger für das Engagement ihrer Mitglieder.
Am 27. November 1889 hatte der Prokurist Wilhelm Krahpohl den hiesigen KKV für Kaufleute und Beamte gegründet, damals mit elf Mitstreitern. Heute hat die Oldenburger Gruppe rund 100 Mitglieder. Regelmäßig trifft man sich zu Diskussionen, Betriebsbesichtigungen oder geselligen Veranstaltungen.
Vorstandssprecher Georg Konen sieht den KKV Oldenburg als wichtige gesellschaftliche Stimme. „Wir sind keine unbekannte Adresse in Rat und Verwaltung”, sagte er. Im Gespräch mit derNWZ erläuterte er zudem, dass man sich natürlich der katholischen Kirche zugehörig fühle. „Das heißt aber nicht, dass wir nicht mit ihren Ansichten kritisch umgehen.” Themen wie Zölibat, Kindesmissbrauch oder Umgang mit modernen Trends würden offen diskutiert. Als Beispiel führte er das letzte Gesprächsforum in Oldenburg zum Thema Sterbehilfe an. „Dort wurde absolut nicht die reine Kirchenlehre vertreten. Wir hatten auch Humanisten mit völlig anderen Standpunkten eingeladen“, so Konen. Auf lokaler Ebene will der KKV die Frage stellen, wie die Gesellschaft mit Gestrauchelten umgeht. Dazu ist Gefängnisleiter Gerd Koop eingeladen.
Sorge macht Konen die Altersstruktur der Ortsgruppe. Nachwuchs ist Mangelware. Umso mehr freute man sich über treue Mitstreiter. Geehrt wurden Stephan Lampe und Erwin Remmers für 40 Jahre sowie Anni und Hubertus Schäfers für 25 Jahre Mitgliedschaft. Trotz Abwesenheit des Jubilars feierte man besonders den 90-jährigen Heinrich Johanning, der bereits 50 Jahre dabei ist.
Nordwest-Zeitung, 27.10.2014