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INTERVIEW

Übergriffe nehmen beängstigende Ausmaße an

VON SONJA KLANKE

THEMA: ZUNAHME RECHTER GEWALT

Georg Konen (73) ist seit sechs Jahren Vorsitzender der Bezirksgemeinschaft Oldenburg des Verbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV).
Der KKV setzt sich unter anderem für den Erhalt von Werten und Moral ein.

@ Infos unter: www.kkv-oldenburg.de


FRAGE:
Herr Konen, wie beurteilen Sie die aktuelle Debatte um die Zunahme fremdenfeindlicher Übergriffe? 
KONEN: Mit Entsetzen und Abscheu haben wir die brutale Gewalttat eines offenbar mit der rechten Szene sympathisierenden Mannes verfolgt, der am Sonnabend mit einem Messer die inzwischen zur Oberbürgermeisterin von Köln gewählte Henriette Reker schwer verletzt hat. Seit Jahren verfolgen wir, wie ausländische Mitbürger drangsaliert und bedroht werden, wie fremdenfeindliche Parolen skandiert werden und wundern uns dann, wenn daraus Übergriffe entstehen, die beängstigende Ausmaße annehmen. Wir appellieren, nicht politischen Demagogen nachzulaufen und deren Parolen zu übernehmen.
FRAGE: Wie bewerten Sie Pegida?
KONEN: Es ist unerträglich, wenn bei einer Pegida-Demonstration in Dresden ein Galgen mitgeführt wird, der für Angela Merkel und Sigmar Gabriel reserviert war. Allein die Tatsache, dass dies vom Veranstalter nicht unterbunden wurde, zeigt, welche Gesinnung bei diesen Demonstrationen herrscht. Hier haben wir eine Bewegung, die ur sprünglich als Bürgerforum gedacht war und heute zum Sprachrohr radikaler Fremdenfeindlichkeit geworden ist. 
FRAGE: Fehlen härtere Maßnahmen gegen rechte Gewalt? KONEN: Auf jeden Fall sollten unsere Ordnungshüter ein Auge auf gewaltverherrlichende Parolen und Aufrufe zur Gewaltanwendung werfen. Wir warnen auch vor einer Verrohung der politischen Auseinandersetzung - vor allem in den elektronischen Medien. Viele Menschen lassen im Netz jegliche Form von Anstand vermissen und Wertschätzung anderer ist für sie ein Fremdwort. 
FRAGE: Was muss passieren, um diese Entwicklung einzudämmen?
KONEN: Wir wollen eine solche Verrohung der Sitten im Netz nicht weiter hinnehmen. Deshalb plädieren wir dafür, dass künftig Kommentare usw. nicht mehr anonym erfolgen dürfen. Im Übrigen sollten wir uns als Gesellschaft fragen, welchen Einfluss radikale Minderheiten heute haben, um die große schweigende Mehrheit in unserer Bevölkerung so für sich zu vereinnahmen. Hier sehen wir die unmittelbare Verantwortung unserer demokratischen Parteien, das Volk mit besseren Argumenten zu überzeugen.

Nordwest-Zeitung "Oldenburger Land", 21.10.2015